The Hollies - Concert Review

Heppenheim (In German), 20th June 2004 - by Hans Rüger

In Heppenheim ist Hessentag. Viele Tausend Besucher sind in dem kleinen Städtchen den ganzen Tag über versammelt. Ein nicht geringer Teil davon drängt sich am Abend vor dem riesigen Festzelt und begehrt Einlass. Endlich, um 18:00 Uhr werden wir - darunter auch mein Hollies-Kumpel Georg Koch, mit dem ich schon unzählige E-Mails zum Thema Hollies ausgetauscht habe und ihn heute nun endlich kennen gelernt habe - eingelassen. Um 19:00 beginnt die Show mit "The Tremeloes". Diese Band mit ihrem harmonischen Gesang und eingängigen Liedern kommt sofort beim wohl an die 7.000 Köpfe starken Publikum sehr gut an. Die Jungs gefallen mir - vor allem können sie die Zuhörerinnen und Zuhörer sehr gut zum Mitsingen und Mitklatschen animieren. Super Stimmung im Zelt!

Dann, so gegen 20:20 Uhr ist es endlich soweit. Der Auftritt der Hollies geht gleich los. Sind schon seit 7 Stunden auf den Beinen und die Füße sind gefühlsmäßig bei Schuhgröße 97 angekommen.

"I'm Alive" und "Here I Go Again" stimmen die Menge noch ein. Ab " Jennifer Eccles" geht so richtig die Post ab. Carl Wayne versteht es bestens, auf die Zuhörer einzugehen und die Menge zum Mitsingen und Mitklatschen zu animieren. Außer seiner super Stimme bringt er großes Talent als Entertainer mit. "On a Carousel", "Sorry Suzanne" und "Just One Look" treffen den Geschmack der Menge bestens. Es wird mitgesungen und geklatscht.

Dann gibt es die erste Veränderung im Arrangement: "Listen To Me" wird nur von Alan Coates (Gitarre und Leadgesang), Ray Stiles (Bass und Chorgesang) sowie Tony Hicks (Leadgitarre und Chorgesang) gesungen und gespielt. Erstklassig gelungen! Die Hollies 2004 sind viel variantenreicher, als wir die Hollies aus früheren Tagen kennen. Wie gut die Stimme von Alan Coates wirklich ist, zeigt er gleich darauf in "I Can't Tell The Bottom From The Top"! Er singt hier nicht die gewohnte und prägende Hollies Oberstimme, diesen Part übernimmt Ray Stiles. Hier liefert Alan einen bärenstarken Leadgesang ab. Bei diesem Song muss man schon brilliant singen können, sonst floppt das Lied. Aber Alan bringt das super rüber. Habe ihn beim ersten Konzert mit Carl in Sindelfingen mit "Butterfly" gehört. Das hat mir damals schon erstklassig gefallen. Aber "I can't tell." toppt das heute nochmals erheblich! Derweil ersetzt Ian Parker mit seinem Keybord perfekt ein ganzes Orchester. Gelungen sind im übrigen auch Ians Auftritte mit dem Akkordeon. Heute konnte er allerdings nicht seinen gewohnten Ausflug mit dem Bergmann-Schutzhelm samt Lampe in den Zuhörer-Raum machen.

Im gewohnten Hollies-Arrangement mit Carl am Lead-Mikrofon geht es weiter mit "I Can't Let Go", "Look Through Any Window" und "Bus Stop". Alles bestens gelungen. Doch jetzt legt Carl einen Zahn zu. "Blackberry Way" bringt die Weltklasse-Qualität seiner Stimme voll zur Geltung. Heute live auf der Bühne nochmals um Längen besser, als auf der alten Move-Single. Die Zuhörerinnen und Zuhörer sind begeistert. Aber Carl legt nochmals "eine Schippe zu":"Blowin' In The Wind" ist für mich ein Meilenstein im Konzert. Carl hat neben goldenen Stimmbändern auch noch eine Pferdelunge. Ungeheuer viel Kraft, Ausdauer und Interpretationsfähigkeit in seiner Stimme!

Es folgen "Carrie Anne" und Allan Clark's geniales "Long Cool Woman". Die Menge tobt! Und der Ur-Hollie Tony Hicks zeigt beim Intro zu "Stop Stop Stop", wie man die Menge allein mit einem Banjo begeistern kann. Er lässt die Finger wie ein Derwisch über die Saiten tanzen. Der Song bringt nochmals so richtig Stimmung!

Im übrigen ist Tony mit seiner Leadgitarre der zentrale Kern des instrumentalen Hollies-Sound. Sozusagen der Peter-Pan auf der Gitarre. Wo wir gerade bei den Gitarren sind: Mit Alan Coates hat Tony nunmehr einen ebenfalls sehr fähigen Gitarristen an der Seite, so dass sie heute sehr viel komplexere Gitarren-Läufe spielen können, als dies früher bei Tony's gitarristischer "One-Man-Show" der Fall war.

Für die tiefen Töne am Bass ist "Tiger Feet" Ray Stiles zuständig. Der spielt nicht nur einen super Bass - er komplettiert die markante Hollies-Oberstimme und lässt sie heute zusammen mit Alan Coates voller klingen, als dies mit einer Oberstimme vor Jahren der Fall war.

Einen habe ich noch nicht hervorgehoben, die Seele der Hollies: Schlagzeuger Bobby Elliot. Seine Art des Schlagzeugspiels ist schlicht genial. Jedes Lied bringt neue Varianten. Er scheint das Schlagzeug erfunden zu haben. Mit großem Einsatz und doch dezent bringt er den unvergleichlichen Drive in den Hollies-Sound. Ein Vorbild für eine ganze Generation von Schlagzeugern. Früher ließ er sich hin und wieder nicht lumpen und spendierte ein zehnminütiges Solo. Das war dann allein schon das Eintrittsgeld wert. Aber auch heute noch macht ihm an den Drums niemand etwas vor.

Nun wird es Zeit für die Feuerzeuge. Bei "He Ain't Heavy" läuft es mir immer wieder kalt über den Rücken! Es ist DER Song der HOLLIES schlechthin. Besser geht es nicht. Die Band bedankt sich beim Publikum. Die Stimmung kocht - die Menge will mehr von der süßen Droge "Hollies-Sound". Als Dreingabe gibt es zunächst "The Air That I Breathe". Ist auch in Deutschland ein großer Hit gewesen. Abermals leuchten die Feuerzeuge.

Und nun versammeln sich die Vokalisten der Band, Carl, Alan, Ray und Tony ums Mikro und stimmen "It's In Everyone Of Us" an. Das Lied geht mit diesem harmonischen Gesang "in den Bauch hinein". Ein wundervoller Abschluss eines rundherum gelungenen Auftrittes!

Was bleibt zu den Hollies 2004 zu sagen? Erstklassige Instrumentalisten gepaart mit vier erstklassigen Vokalisten und einem großen Maß an Spielfreude ergeben eine gereifte Band, die ihresgleichen sucht!

Man sieht und spürt, dass es den Jungs auf der Bühne unheimlich viel Spaß macht, das Publikum nach besten Kräften zu unterhalten. Die singen nicht einfach ihre Lieder runter - nein, sie fighten Lied für Lied um den optimalen Sound. Sie müssen nicht auf Tour gehen - sie wollen vielmehr offenkundig Spaß an der Musik und an der Rückkopplung mit dem Publikum haben. Beste Voraussetzungen für einen gelungenen Abend!

Bleibt zum Schluss noch die Tontechnik zu loben. Habe selten die Hollies so sauber abgemischt erlebt. Die Stimmen und Instrumente zueinander waren perfekt in Szene gesetzt. Auch dafür vielen Dank!

Hoffentlich gehen die Jungs so bald noch nicht in Rente. Würde sie gern noch so manches Mal live auf der Bühne erleben. So wie es scheint, werden sie ja von Jahr zu Jahr immer besser (kaum zu glauben - aber wahr)!

Songliste notiert von Georg Koch


Setlist

First Half

I'm Alive

Here I Go Again

Jennifer Eccles

On A Carousel

Sorry Suzanne

Just One Look

Listen To Me

I Can't Tell The Bottom From The Top

I Can't Let Go

Look Through Any Window

Bus Stop

Blackberry Way

Blowin' In The Wind

Carrie Anne

Long Cool Woman

Stop Stop Stop

He Ain't Heavy

The Air That I Breathe

It's In Everyone Of Us

Second Half





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